Bauherr Sebastian Hornmold (1500-1581)
Stadtschreiber, Vogt und württembergischer Kirchenratsdirektor in der Zeit der Reformation
Sebastian Hornmold (1500-1581) hatte als einflussreicher Beamter am württembergischen Hof maßgeblichen Anteil an der wirtschaftlich-verwaltungstechnischen Durchführung der Reformation in Württemberg. Gleichzeitig trug er zu der gedeihlichen Entwicklung Bietigheims im 16. Jahrhundert bei. Als bürgerlicher, fachlich ausgebildeter und praxisbewährter Verwaltungsmann verkörpert er einen neuen Typus des Beamten, der nun an die Stelle des alten, auf adeligem Geburtsstand beruhenden Hofdienstes tritt.
Jugend und Ausbildung
Sebastian Hornmold wurde am 1. Januar (?) 1500 als Sohn des Amtsbürgermeisters Adam Hornmold in Bietigheim geboren. Adam Hornmolds Vorfahren waren Weingärtner, er selbst Weinhändler und Küfer. Er zählte zur Ehrbarkeit der Stadt, d.h. zu den wenigen die Stadt regierenden Familien. Zwischen der Familie Hornmold und dem Herzog Ulrich von Württemberg bestanden persönliche Beziehungen.
Der Fürst nahm Sebastian im Alter von zehn Jahren in seine Hofkantorei in Stuttgart auf. Hier erhielt Hornmold eine gediegene Ausbildung, die auch den höfischen Umgang einschloss. Es folgte das Studium an der Universität Tübingen, ermöglicht durch ein herzogliches Stipendium. Dort traf er mit Philipp Melanchthon (geb. 1497), dem späteren Humanisten und Reformator, zusammen.
Nach der Vertreibung Herzog Ulrichs durch den Schwäbischen Bund (1519) studierte Hornmold noch ein Jahr in Tübingen, wurde aber von Feinden des Herzogs bei der österreichischen Regierung denunziert. Insbesondere wurden ihm seine "Rainen Christenlichen Studien" vorgeworfen, aufgrund derer er für lutherisch gehalten wurde. Obwohl ihm nichts Strafbares nachgewiesen werden konnte, wurde er inhaftiert und von der Universität verwiesen.
Der Stadtschreiber
Erst 1521 kam Hornmold wieder frei und trat "in der Fremde" eine Schreiberlehre an. Als kaiserlicher Notar kehrte er 1525 in seine Heimatstadt zurück. In den folgenden zehn Jahren arbeitete er in Bietigheim als Stadtschreiber. Zudem wurde er von der österreichischen Regierung im Dienste der Rentkammer zur Inventur einiger Ämter und zu anderen Landesgeschäften gebraucht - ein Beleg für seine hervorragende Tüchtigkeit. Er gab sich als typischer Vertreter der altgläubigen Ehrbarkeit, der zum Wohl der Stadt eine loyale Haltung zur österreichischen Regierung einnimmt. Seine fortbestehende Verbindung mit Herzog Ulrich sowie seine Nähe zur Reformation wurden nach außen nicht erkennbar.
1526 begann er im Auftrag der Regierung mit der Niederschrift der in der Stadt geltenden Ordnungen, den "Annalen". Dieses in den folgenden Jahrhunderten fortgesetzte Werk ist bis heute von großer Bedeutung für die Stadtgeschichte.
Der Stadtvogt
Nachdem der württembergische Herzog 1534 zurückgekehrt war, begann für Hornmold ein neuer Lebensabschnitt. Er fällt in die unruhige Zeit eines fundamentalen Umbruchs. Hornmolds Nebentätigkeit bei der Rentkammer bekam große Bedeutung: die neue Regierung benötigte so schnell als möglich einen Überblick über die finanzielle Lage und den Umfang des Kirchenguts.
Im Juli des Jahres 1534 erhielt Hornmold den Auftrag, ein Verzeichnis der Pfründen, d.h. der Einnahmen aus Kirchengütern, anzufertigen. Damals mag ihm bei der Inventur von Bietigheim der Plan gekommen sein, Herzog Ulrich um das verlassene Pfründhaus der Johanneskaplanei als Entschädigung "für erlittene geldliche Verluste und ausgestandene Gefahr" im Dienste des Herzogs zu bitten. Dem Wunsch wurde entsprochen. Die Übereignung aus dem ehemaligen Kirchenbesitz hat jedoch im Land viel Unwillen erregt und ist wohl deshalb einmalig geblieben. Hornmold erwarb eine neben dem Pfründhaus gelegene Hofstatt, vereinigte beide miteinander und ließ darauf das heutige Hornmoldhaus erbauen (1535/36). Es diente als Wohnung und Amtssitz und war zugleich Ausdruck seiner Stellung. Herzog Ulrich hatte ihn am 23. April 1535 für die Zeit seines Lebens zum Vogt in Bietigheim mit der Auflage bestellt, "sich zu weiteren Geschäften brauchen zu lassen".
Der fähige Verwaltungsmann wurde intensiv mit Landesaufgaben betraut. Hornmold oblag die wirtschaftliche und verwaltungstechnische Durchführung der Reformation in Württemberg, insbesondere die wirtschaftliche Abwicklung der Klöster im näheren Umkreis - eine Aufgabe, die er akribisch und hartnäckig durchführte, die ihm dort aber nur wenig Freunde einbrachte.
Der Kirchenratsdirektor
Die turbulente Zeit des Schmalkaldischen Krieges und des "Interims" (1546 / 52) erlebte Hornmold - zwischenzeitlich vom Kaiser steckbrieflich gesucht - zunächst in Stuttgart. An seinem Haus und Hausrat hielten sich indes die Verfolger schadlos. Die dabei aus seinem Keller geraubten rund 70.000 Liter Wein zeigen, dass Hornmold noch einen einträglichen Weinhandel betrieb. 1549 rehabilitierte ihn schließlich der Kaiser und entschädigte ihn mit einem kaiserlichen Wappenbrief.
Auch der seit 1550 regierende Herzog Christoph vertraute Sebastian Hornmold. Er machte ihn zum Direktor des 1553 eingerichteten herzoglichen Kirchenrats, der Zentralbehörde für die kirchlichen Angelegenheiten. Damit hatte Hornmold maßgeblichen Anteil an der nun einsetzenden rechtlichen Vereinheitlichung des Landes, namentlich der 1559 erlassenen "Großen Kirchenordnung". Diese regelte neben den kirchlichen das Schul- und Gesundheitswesen - und besaß als eines der württembergischen "Landesgrundgesetze" bis 1806 Gültigkeit.
1560 gab Hornmold das Direktorium des Kirchenrates ab und kehrte 1565 nach Bietigheim zurück, wo er dem Herzog weiterhin als "Rat von Haus aus" diente. Am 12. Mai 1581 verstarb Sebastian Hornmold in seinem Haus in Bietigheim, wenige Monate nachdem er noch einmal in einer umfangreichen "Supplication" (Bittschrift) beim Herzog zusätzliche finanzielle Entschädigung für seine Dienste angemahnt hatte.
Sebastian Hornmold hatte mit seiner Frau Anna geb. Brauner sechs Kinder, vier Söhne und zwei Töchter. Während sein ältester Sohn Josias (1528-1587) seinen Vater von 1552 bis 1575 als Amtsverweser im Vogtamt vertrat, folgte Sohn Moses (1542-1620) ins Stadtschreiberamt in Bietigheim, wo er von 1566 bis 1614 die Geschicke der Stadt mitgestaltete. Samuel (1537-1601) war promovierter Jurist, Professor in Tübingen und schließlich Syndicus der Stadt Heilbronn; Sebastian, der Jüngste, war zunächst Apotheker in Calw, dann Kaufmann in Straßburg und später Geheimer Rat des Markgrafen von Baden.
Öffnungszeiten
Di, Mi, Fr 13.45-17.45 Uhr
Do 13.45-19.45 Uhr
Sa, So und feiertags 10.45-17.45 Uhr
Montags geschlossen
sowie 24., 25. und 31. Dezember.
Eintritt frei
Hauptstraße 57
74321 Bietigheim-Bissingen
Infotheke 07142-74 352